Die internationale Flussgebietseinheit Ems
Die internationale Flussgebietseinheit Ems befindet sich auf deutschem und niederländischem Staatsgebiet. Es umfasst eine Fläche von ca. 17.800 km². Hiervon liegen 61 % in Niedersachsen, 23 % in Nordrhein-Westfalen und 13 % in den Niederlanden. Die restlichen 3 % entfallen auf das Gebiet Ems-Dollart im Mündungsbereich der Ems, das von Deutschland und den Niederlanden gemeinsam bewirtschaftet wird.
Von der Quelle bis zur Mündung hat die Ems eine Länge von ca. 371 km. Das Quellgebiet liegt in Nordrhein-Westfalen am Rande des Teutoburger Waldes im Osten des Kreises Gütersloh. Von dort fließt die Ems in nordwestlicher Richtung durch die Westfälische Bucht und ab der Landesgrenze zu Niedersachsen durch die norddeutsche Tiefebene Richtung Norden bis zur Nordsee. Der Höhenunterschied von der Quelle bis zur Mündung in den Dollart beträgt 135 Meter.
Gewässer im Einzugsgebiet
Hauptnebenflüsse mit Einzugsgebietsgrößen von mehr als 100 km² sind von Süden nach Norden betrachtet links der Ems die Flüsse Werse, Münstersche Aa, Hunze, Drentsche Aa und Westerwoldsche Aa und rechts der Ems die Flüsse Glane, Große Aa, Hase, Nordradde und Leda. Wichtige Schifffahrtskanäle im Emsgebiet sind der Dortmund-Ems-Kanal, der Mittellandkanal, der Küstenkanal und der Eemskanal in den Niederlanden.
Das Einzugsgebiet der Ems umfasst auch die vorgelagerten Küstengewässer der Nordsee mit Teilen des Wattenmeeres und die ostfriesischen Inseln von Borkum bis Wangerooge.
Mit Ausnahme des Haren-Rütenbrock-Kanals, der von einer Schleuse an der Grenze abgeschlossen wird, gibt es keine grenzüberschreitenden Flüsse, Bäche oder Kanäle im Einzugsgebiet. Die Nebenflüsse aus den Niederlanden münden in das Ems-Dollart-Ästuar. Dieses wird aufgrund des strittigen Verlaufs der Staatsgrenze von den Niederlanden und Deutschland gemeinsam bewirtschaftet.
Die Ems von der Quelle bis zur Mündung
Dollart
Der Dollart ist eine etwa 100 km² große Bucht im Mündungsbereich der Ems, die durch eine Sturmflut im späten Mittelalter entstanden ist. Das Wasser in diesem Abschnitt stellt eine Mischung aus Süß- und Salzwasser dar, weshalb hier viele Brackwasservögel und –pflanzen heimisch sind. Durch die Anbindung an das Meer sind die Gezeiten gut wahrzunehmen. Der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser kann bis zu drei Meter betragen. Durch natürliche Strömungsvorgänge werden Sedimente aus dem angrenzenden Wattenmeer in den Dollart eingetragen. Dieser natürliche Eintrag ist heute durch anthropogene Einflüsse verstärkt.
Emssperrwerk in Gandersum
Sturmflutschutz und Staufunktion, das sind die zwei Aufgaben des 476 Meter langen Emssperrwerks bei Gandersum. Es ist eines der modernsten Sperrwerke in Europa und wird seit September 2002 durch den niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz unterhalten und betrieben. Sturmfluten, die höher als 3,70 Meter über Normallnull auflaufen, werden durch das Sperrwerk abgehalten. Von Dezember 2005 bis März 2017 war das Sperrwerk elfmal im Einsatz und hat so den Binnenbereich vor den anlaufenden Sturmfluten geschützt. Das Emssperrwerk hat zudem eine hohe Bedeutung für die Schifffahrt. Die Überführung der großen Meyer-Werft Schiffe ist nur möglich, wenn das Sperrwerk geschlossen wird und die Ems auf über 2,70 Meter über Normalnull angestaut wird.
Ems bei Papenburg
Papenburg ist die Stadt der Schiffsbauer und Kapitäne. Dies wird auch an dem Grundriss der Stadt ersichtlich. Durchzogen von kleinen Kanälen sind viele der Häuser nicht nur von Land, sondern auch über das Wasser zu erreichen. Vor dem Papenburger Rathaus ankert die schnittige Brigg „Friederike“. Auch heute werden noch Schiffe in Papenburg gebaut, nur sind diese deutlich größer als die historischen Schiffe. In den Docks der Meyer Werft werden riesige Kreuzfahrtschiffe gebaut, die nach Fertigstellung zur Endausrüstung an die Nordseeküste nach Eemshaven/Niederlande oder Emden transportiert werden. Die Schiffsüberführung erfolgt auf der Ems, die hierfür um 1,75 m angestaut wird.
Ems bei Herbrum
Das Wehr Herbrum markiert die Grenze zwischen den Abschnitten „Obere- und Untere Ems“. Von hier an erstreckt sich das Emsästuar bis zur Nordsee, welches als Übergangsgewässer klassifiziert ist. Große Seeschiffe können nun barrierefrei bis zur Nordsee fahren. Das Wehr wurde 1959 mit zwei Wehrfeldern und einer maximalen Fallhöhe von 1.35 m erbaut. Unterhalb des Wehres macht sich der Tideeinfluss mit unterschiedlichen Wasserständen und somit unterschiedlichen Fallhöhen des Wehres bemerkbar. Oberhalb des Wehres ist der Wasserstand nur von den Wassermengen der oberhalb zufließenden Ems abhängig. Das Wehr Herbrum stellt das erste Wanderhindernis für aus dem Meer aufwärts wandernde Fische und Rundmäuler dar, weshalb die bestehende Fischaufstiegsanlage zukünftig weiter verbessert werden soll. Unweit von dem Wehr entfernt verläuft parallel zur Ems wieder der Dortmund-Ems-Kanal, der an der Stelle zwei Schleusen „alte und neue Schleuse Herbrum“ beherbergt.
Ems bei Lingen-Hanekenfähr
Kurz vor Lingen trifft die Ems auf den Dortmund-Ems-Kanal und vereinigt sich mit diesem bei dem Dorf Gleesen. Bis dorthin hat der Dortmund-Ems-Kanal bereits 138 km hinter sich. Allerdings hält die Vereinigung beider Wasserstraßen nur ca. 2 km an. In Lingen-Hanekenfähr trennen sich die Wege von Ems und Kanal wieder. Die Ems wird seit 1828 über ein Wehr geleitet. Unterhalb des Wehres ist die Ems nicht mehr schiffbar. Sie fließt am westlichen Stadtrand von Lingen entlang und macht sich in recht verschlungenen Windungen auf nach Meppen. Lingen ist als historische Stadt und Industriestandort bekannt. Ein Atomkraftwerk, ein Stahlwerk und eine Erdölraffinerie sind dort u.a. zu finden.
Ems bei Meppen
Die Kreisstadt Meppen ist im Grünen gelegen und wird von Wasser umgeben. Hier fließen Hase und Dortmund-Ems-Kanal zusammen. Sie teilen sich aber nur für eine kurze Wegstrecke von etwa 600 m ein gemeinsames Flussbett, denn beide münden anschließend gemeinsam in die Ems. Ab diesem Mündungspunkt ist die Ems für die Schifffahrt freigegeben. Meppen als ehemalige Festungsstadt ist von einem grünen Wall umgeben, entlang dessen man unter einem Laubdach rund um die Altstadt spazieren kann.
Ems bei Rheine
Die letzten Westausläufer des Teutoburger Waldes werden bei Rheine, der größten Stadt an der Ems, umgangen. In der Gewässerstrecke zwischen dem Wehr Rheine und dem 4,5 km entfernten Wehr Bentlage sind zahlreiche Stromschnellen zu finden. Der Untergrund ist durch Kalkgestein geprägt. Links und rechts der Ufer schlängeln sich Spazier- und Wanderwege entlang der idyllisch im Stadtgebiet gelegenen Ems. Weiter flussabwärts findet sich das Kloster und die Kulturlandschaft „Ems bei Bentlage“. Hier lädt der Bentlager Busch, das Kloster sowie die Saline „Gottesgabe“ zum Verweilen ein.
Ems bei Greven
Die Stadt Greven ist durch die zentrale Lage an der Ems schon seit jeher ein wichtiger Industriestandort. Einst war die Stadt unter den Handelsleuten als wichtiger Land-/Fluss-Warenumschlagplatz bekannt, denn bis dorthin konnten die Schiffer damals die Handelsgüter mit ihren Booten hinauffahren. Ab dort wurden die Waren auf dem Landweg in die umliegenden Städte verteilt. Heute stellt die Emsaue von Greven bis Rheine ein wertvolles Naturschutzgebiet dar. Auch wurde die Ems im Stadtbereich durch umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen aufgewertet.
Ems bei Einen
Das Idealbild eines Fließgewässers war 1930 bis 1970 ein begradigtes und an den Ufern befestigtes Fließgewässer. Dass dies negative Auswirkungen auf die Gewässergüte haben könnte, wurde damals noch nicht bedacht. Wichtig war zu der Zeit allein der Hochwasserschutz. Erst 20 Jahre später als die Fließgewässer bereits umgebaut waren, wurde klar, dass die Gewässer erheblich beeinträchtigt wurden. Dies führte zu ersten Überlegungen, die Begradigung der Flüsse zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen. Mit dem Ems-Auen-Schutzkonzept soll die Ems wieder zurück in einen naturnahen Zustand überführt werden. Die Ems bei Einen wurde auf einer Strecke von fast 4 Kilometern renaturiert. Der Lauf der Ems wurde verlängert und neue Überflutungsräume geschaffen, sodass nun sowohl ein ausreichender Hochwasserschutz als auch eine eigendynamische Gewässer- und Auenentwicklung beginnen kann.
Emsquelle
Umgeben von Mischwald und Heide liegen die Emsquellen idyllisch in der Senne bei Paderborn. Auf 134 Höhenmetern entrinnt das Wasser gemächlich dem sandigen Boden. Um den gut erkennbaren Fluss Ems zu bilden, sind 35 kleinere Quellbäche nötig. Das Quellwasser ist kühl und kalkreich und bietet insbesondere Brunnenkresse und Köcherfliegenlarven einen guten Lebensraum. Umgeben vom Lippischen Wald und den Südwestausläufern des Teutoburger Waldes fließt die Ems durch das Naturschutzgebiet Hochheide in Richtung münsterländische Bucht.